Dann sind Sie rechtsichtig oder nur gering fehlsichtig. Bei rechtsichtigen Augen entsteht beim entspannten Blick auf ferne Dinge ein scharfer Seheindruck. Der Brechwert des Auges, der sich aus den Krümmungen der Hornhaut und der Augenlinse hinter der Iris ergibt (z. B. 58 Dioptrien), korrespondiert dann genau mit der vorhandenen Augenlänge, so wie ein Brennglas, das im richtigen Abstand ein scharfes Bild der Sonnenscheibe liefert. Trotz Rechtsichtigkeit benötigen Sie etwa ab dem 45. Lebensjahr eine Unterstützung für die Nähe, weil durch das Älterwerden die im Auge vorhandene Linse zur Naheinstellung nicht mehr flexibel genug ist. Ein Widerspruch? Nein, die Angaben Rechtsichtigkeit, Kurzsichtigkeit und Übersichtigkeit gelten nur für das Weitsehen.
Vermutlich können Sie in kurze Distanzen schärfer sehen als in die Ferne. Dies fällt bei geringer Kurzsichtigkeit oft nur bei Dämmerung oder Dunkelheit auf (Autofahren, Kino, TV), wenn Dinge nicht richtig scharf erscheinen oder das Sehen in diesen Situationen anstrengt. Bei mittlerer oder hoher Kurzsichtigkeit ist die Detailwahrnehmung in der Ferne so weit eingeschränkt, dass sie bei der Orientierung im Freien stört. Meist weiß man, dass das Bild schärfer wird, wenn man die Augen zusammenkneift (blinzelt). Im Vergleich mit Rechtsichtigen und Übersichtigen (s.u.) können Sie Dinge dichter ans Auge nehmen, so als hätten Sie eine eingebaute Lupe. Der besondere Vorteil der Kurzsichtigkeit zeigt sich erst im Alter ab Mitte 40: andere benötigen bereits eine Lesehilfe aber Sie nehmen einfach nur Ihre Brille ab. Weil das mit Kontaktlinsen nicht so einfach geht, wurden multifokale Kontaktlinsen für nah und fern erfunden.
Die häufigste Ursache dafür ist eine etwas verlängerte Bauform des Augapfels, so dass die Brechkraft der Augen für diese Länge zu groß ist. In selteneren Fällen ist bei normaler Baulänge des Auges die Hornhautwölbung zu groß, so dass auch in diesen Fällen ist die Brechkraft der Augen für die Baulänge zu groß ist. In beiden Fällen können nur Brillen oder Kontaktlinsen mit Minuswirkung die zu hohe Brechkraft der Augen ausgleichen. Ein Augentraining, welcher Art auch immer, hilft genau so wenig gegen Kurzsichtigkeit wie Gymnastik, um eine Beinlängendifferenz zu beheben.
Als Ursachen zu ihrer Entstehung und Verstärkung werden neben genetischen Faktoren, Lichtmangel und Naharbeit diskutiert. Auf Seiten der Wissenschaft ist bislang kein schlüssiges Modell zur Erklärung der Entstehungsmechanismen vorhanden und Forschungsergebnisse widersprechen sich sogar teilweise. Man weiß, dass eine in der Kindheit entstehende Kurzsichtigkeit häufig stärker ausfällt als eine, die im jugendlichen Alter oder später eintritt, Jungen häufiger als Mädchen betroffen sind und dass Kinder von kurzsichtigen Eltern häufig auch kurzsichtig werden. Für Kinder ist statistisch nachgewiesen worden, dass viel Licht (mind. 10 Stunden pro Woche Aufenthalt im Freien) die Gefahr des Auftretens einer Kurzsichtigkeit verringert. Leider aber ist ebenso statistisch nachgewiesen worden, dass die Kurzsichtigkeit bei höherer Bildung häufiger vorkommt als bei geringerer Bildung. Somit bleibt als Rat, Kinder und Jugendlichen häufig den Aufenthalt im Freien zu ermöglichen und in der Wohnung nicht mit Licht zu sparen. Aber sich Bildungschancen zu verweigern, dem Rat wird sich keiner anschließen wollen. Einen wirksamen Schutz, das Fortschreiten einer vorhandene Kurzsichtigkeit zu bremsen, gibt es leider nicht. Beobachtungen zeigen jedoch, dass in manchen Fällen harte Kontaktlinsen einen Vorteil gegenüber anderen Sehhilfen aufweisen, weshalb wir diese Korrektion empfehlen.
Ja. Häufig beobachtet man, dass die Kurzsichtigkeit ab dem 6. Lebensjahrzehnt etwas zurückgeht. Dabei spielen Umstrukturierungsprozesse in der Augenlinse eine Rolle. Leider gibt es auch gegenteilige Entwicklungen bei diesen altersabhängigen Entwicklungen.
Mit einer Kurzsichtigkeit tragen Sie ein etwas erhöhtes Risiko, an der Netzhaut zu erkranken. Wir empfehlen deswegen alle zwei bei drei Jahre zur Kontrolle den Augenarzt aufzusuchen. Insbesondere bei Wahrnehmung von Blitzen oder schwarzen Punkten im Gesichtsfeld oder beim Ausfall von Gesichtsfeldarealen ist ein unverzüglicher Augenarztbesuch wichtig.
Wenn Sie unter 40 Jahre alt sind und Ihre Übersichtigkeit nicht allzu groß ist, spüren Sie von dieser Form der Fehlsichtigkeit wahrscheinlich nichts. Die dem Auge fehlende Brechkraft ersetzen Sie durch Muskelanspannung im Auge. Möglicherweise strengt Sie längeres Lesen oder Computerarbeit vor allem bei schlechtem Licht etwas an oder Sie haben andere vorübergehende Beschwerden. Dann empfehlen wir Brillen oder Kontaktlinsen, welche die dem Auge fehlende Brechkraft ergänzt. Mit der können Sie viel entspannter in der Nähe arbeiten und auch scharf in die Ferne schauen. Wenn Ihre Übersichtigkeit größer ist oder Sie älter als etwa 40 Jahre sind, werden Sie wohl ohne Sehhilfe nur bei sehr gutem Licht zurecht kommen. Eine Sehhilfe entlastet Sie spürbar.
So wie bei der Kurzsichtigkeit ist bei der Übersichtigkeit meist ein Baulängenfehler Ursache für diese Fehlsichtigkeit. Leider kann man durch Training nicht die Augenform verändern.
Aus anatomischen Gründen weisen stärker Übersichtige ein erhöhtes Glaukomrisiko auf (Grüner Star). Der Augenarzt sollte möglichst bereits in jungen Jahren den Augendruck bestimmen und die Netzhaut untersuchen. Da der Augendruck und damit das Risiko eines Glaukoms mit zunehmendem Alter ansteigt, sollte der Augenarzt das richtige Intervall für eine Nachkontrolle festlegen. Die Entwicklung eines Glaukoms ist im Frühstadium vollkommen beschwerdefrei, weswegen Risikopatienten gut daran tun, empfohlene Untersuchungen auch wahrzunehmen.
Geringe Astigmatismen kommen häufig vor und stören dann nur selten. Je höher sie sind, desto häufiger werden neben Unschärfe, Schatten, Doppelbilder auch Beschwerden wie unruhiges, anstrengendes Sehen und Kopfschmerz beschrieben. Astigmatismus tritt häufig in Kombination mit einer Kurz- oder Übersichtigkeit auf. Im Gegensatz zur reinen Kurz- oder Übersichtigkeit lässt sich die Brechkraft für ein Auge mit Astigmatismus nicht mehr mit einer einzigen Brechkraft angeben. In diesem Fall wird neben der Korrektionswirkung für die Kurz- oder Übersichtigkeit eine zusätzliche Plus- oder Minuswirkung in einer bestimmten Richtung (Zylinder und Achse) angegeben, die zum Ausgleich dieses Fehlers erforderlich ist. Bei Astigmatismen von über einer Dioptrie ist die Ursache des Astigmatismus häufig in einer von der Kugelform abweichenden Hornhautwölbung zu finden. Dann hat die Hornhaut oft die Form eines Torus (abgeplattete Kugel). Daher rührt die umgangssprachliche Bezeichnung „Hornhautverkrümmung“. Astigmatismus wird mit astigmatischen Brillengläsern oder Kontaktlinsen ausgeglichen.
Astigmatismus ist kein Krankheitsbild sondern ein Abbildungsfehler. Nur bei hohen Astigmatismen ist manchmal eine seltene Hornhauterkrankung Ursache für diese Fehlsichtigkeit. Wir können mittels spezieller Mess- und Analyseverfahren die Hornhautform beurteilen und empfehlen bei entsprechenden Ergebnissen den Besuch eines Augenarztes, damit eine Diagnose erstellt und ggf. eine Therapie eingeleitet werden kann.
Zunächst: Selten stehen die Augen freiwillig in der Stellung zueinander, wie sie aus geometrischen Gründen stehen müssen (Parallelstellung beim Blick in die Ferne und exakt zueinander gedreht / konvergent beim Blick in die Nähe).
Die Stellung der Augen in den Augenhöhlen wird durch sechs Muskelpaare (je Auge sechs Muskeln) bestimmt. So wie ein Kutscher mit den Zügeln ein Pferd lenkt, so lenken die Muskeln die Stellung der Augen zueinander. Bei Winkelfehlsichtigkeit steht das Augenpaar infolge einen falschen Muskelansatzes am Augapfel oder fehlerhafter Muskelaktivität in in einer ungünstigen Stellung .
Damit das Bildverschmelzen dennoch erfolgen kann, müssen zum Ausgleich der Fehlstellung die Augenmuskeln ausgleichend angespannt werden. Häufig gelingt dies ohne Beschwerden, so dass in diesen Fällen der Begriff „Winkelfehlsichtigkeit“ nicht angemessen erscheint, in diesen Fällen ist keine spezielle Korrektion erforderlich.
In manchen Fällen jedoch schränkt eine Winkelfehlsichtigkeit die Sehleistung ein (z. B. schlechteres räumliches Sehen oder mit einem Auge wird besser als mit beiden gesehen) oder es treten sogar Beschwerden auf. Dazu zählen Kopfschmerzen, Augenbrennen, Lichtempfindlichkeit, müde Augen oder sogar Doppelbilder auf. In diesem Fall helfen prismatische Brillengläser (Prismengläser), welche die Bilder soweit vor den Augen verschieben, dass die Beschwerden verschwinden (Kontaktlinsen können diese bildverschiebende Wirkung nicht herbeiführen).
Manche Augenärzte raten von Prismengläsern bei Winkelfehlsichtigkeit mit dem Argument ab, diese würden den Träger abhängig machen und langfristig müssten die Wirkungen immer weiter verstärkt werden, bis ein operativer Eingriff an den Augenmuskeln notwendig würde. Unserer Erfahrung nach gibt es diese Entwicklung nur in sehr seltenen Fällen. Wir erkennnen diese Fälle bereits bei der Messung mit modernen Verfahren der Optometrie, geben entsprechende Informationen und raten zusätzlich zur Untersuchung beim Augenarzt, um prüfen zu lassen, ob nicht eine sofortige operative Therapie der bessere Weg ist.
Die Winkelfehlsichtigkeit mit Beschwerden (Heterophorie) ist in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme aufgeführt (IDC-10) und berechtigt bei Verordnung durch einen Augenarzt ab einer festgelegten Höhe zu Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung oder der Beihilfestelle. Üblicherweise verweisen wir deswegen nach Bestimmung der Korrektionsparameter an einen Augenarzt, damit die gefundenen Werte verordnet und bezuschusst werden können.
Im Gegensatz zur „Winkelfehlsichtigkeit“, bei der die Fehlstellung der Augen durch unwillkürliche Muskelaktivität kompensiert wird, wird diese beim Schielen nicht ausgeglichen. Als Folge stehen die Augen (manchmal nur in einer bestimmten Blickrichtung) verdreht zueinander. Manchmal ist die gegenseitige Verdrehung so stark, dass man das sofort sieht. Oft ist der Schielwinkel aber klein, so dass das Schielen dem Gegenüber kaum oder gar nicht auffällt. Es gibt Menschen, die nur manchmal schielen (z. B. bei Müdigkeit oder nach Alkohlgenuss) und andere die ständig schielen. Schielende Menschen nehmen Doppelbilder häufig nur in akuten Fällen (z. B. infolge Schlaganfall, Verletzungen, …) oder bei selten auftretenden Schielstörungen war. Wenn der Schielfehler bereits in der Kindheit erworben wurde, sind Doppelbildwahrnehmungen die Ausnahme. In diesen Fällen sieht oft ein Auge schärfer als das andere (monolaterales oder einseitiges Schielen), seltener sehen beide Augen -ggf. mit Brille oder Kontaktlinse- gleich gut und wechseln sich bei Sehen ab (alternierendes oder wechselseitiges Schielen).
Beim einseitigen Schielen wird das „starke“ Auge ganz normal korrigiert (je nach Alter für die Ferne, die Nähe oder ab 45 Jahren auch Multifokal). das „schwache“ Auge bekommt meist keine oder nur eine Ausgleichskorrektion, weil es hier nicht um scharfes Sehen sondern um ein angenehmes Sehgefühl geht. Je nach Sehleistung des „schwachen“ Auges kann man bei Alterssichtigkeit auch das „starke“ Auge für die Fernsicht und das „schwache“ für das „Nahsehen“ korrigieren. Beim wechselseitigen Schielen bietet in der Regel eine normale Korrektion eine zufriedenstellende Lösung, so dass beide Augen je nach Aktivität die richtige Korrektion vorfindet. Weil es viele Varianten in beiden Schielformen gibt, ist ein kreativer Lösungsansatz am erfolgversprechendsten. Wenn der Schielwinkel groß ist und stört, ist ein operativer Korrektureingriff naheliegend. Ansprechstellen sind darauf spezialisierte Augenärzte (Strabologen) oder einige Augenkliniken.
Mit der Augenentwicklung in der frühesten Entwicklungsstufe beginnt der Alterungsprozess (besser: Reifungsprozess). Dieser Prozess ist vorprogrammiert und lässt die im Augeninneren befindliche Linse immer weiter wachsen. Mit Mitte 40 ist die Linse so groß und unflexibel, dass das Fokussieren der Augen auf nahe Dinge nur mit Mühe gelingt. Anfänglich kann man sich mit viel Licht oder größerer Leseentfernung behelfen, später geht das nicht mehr so gut und man kann nur mühsam und mit Anstrengung und Unschärfe lesen. In diesem Fall helfen Brillen, die Für die Nähe gemacht sind, Brillen für Nah und Fern (Gleitsicht-, Raum- oder Mehrstärkenbrillen) oder Multifokal-Kontaktlinsen. Nicht jede Korrektionsart ist gleichermaßen für jeden geeignet, weswegen eine ausführliche Beratung für eine richtige Weichenstellung entscheidend ist.